Eine kurze Abhandlung des Autors über das Verhältnis von Wissenschaft und Spiritualität
Aus dem bei mir schon länger bestehenden Interesse an beiden Gebieten, reizte mich eine gewisse Neugier, eine Anfrage an die in jüngster Zeit aufgekommene Erscheinung der "Künstlichen Intelligenz" (KI) folgender Art zu richten:
"Wie ist das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Spiritualität?"
Ich erhielt von der KI folgende Antwort in vier Aspekten:
Das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Spiritualität ist ein spannendes und oft diskutiertes Thema. Beide haben unterschiedliche Methoden und Ziele, aber sie müssen sich nicht zwingend widersprechen – sie können sich sogar ergänzen.
Das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Spiritualität
1) Unterschiede Wissenschaft - Spiritualität nach Methode, Ziel, Grundlagen und Veränderung:
- Methode: Empirisch, basiert auf Beobachtung, Experimenten und Beweisen - Subjektiv, erfahrungs-basiert, oft introspektiv
- Ziel: Erklärung der physischen Welt durch Naturgesetze - Erkenntnis über das Selbst, Bewusstsein und höhere Wirklichkeit
- Grundlage: Vernunft, Logik, Messbarkeit - Intuition, Glauben, persönliche Erfahrung
- Veränderung: Fortschritt durch neue Entdeckungen und Korrekturen - Persönliche Transformation und Bewusstseinserweiterung
2) Gegensätze und Konflikte:
- Materialismus vs. Transzendenz: Die Wissenschaft betrachtet die Welt oft materialistisch, während Spiritualität nach einer höheren, oft nicht-materiellen Realität sucht.
- Beweis vs. Glaube: Wissenschaft erfordert Beweise und Wiederholbarkeit, während Spiritualität oft auf individuellen Erfahrungen basiert, die nicht immer messbar sind.
3) Gemeinsame Schnittpunkte:
- Bewusstsein: Neurowissenschaften erforschen das Bewusstsein, ähnlich wie spirituelle Traditionen seit Jahrtausenden über Meditation und Selbstwahrnehmung reflektieren.
- Quantenphysik und Mystik: Konzepte wie Nicht-Lokalität oder das Bewusstsein als fundamentale Realität finden Parallelen in spirituellen Lehren.
- Ganzheitliches Weltbild: Während Wissenschaft oft analytisch ist, sehen ganzheitliche Wissenschaftsansätze (z. B. Systemtheorie) Ähnlichkeiten mit spirituellen Ideen der Einheit.
4) Können Wissenschaft und Spiritualität zusammenarbeiten?
Ja, wenn sie sich gegenseitig respektieren:
- Wissenschaft kann Spiritualität bereichern, indem sie Aberglauben hinterfragt und empirische Erkenntnisse über Meditation, Bewusstsein und Heilmethoden liefert.
- Spiritualität kann Wissenschaft ergänzen, indem sie ethische Fragen aufwirft und ein Bewusstsein für die tiefere Bedeutung des Lebens schafft.
🔹 Fazit: Wissenschaft und Spiritualität sind keine Gegensätze, sondern zwei Wege zur Erkenntnis – eine äußere, eine innere. Ihr Zusammenspiel könnte zu einer tieferen Wahrheit über das Universum und unser Dasein führen.
Das beflügelte mich, über die von der KI vorgebrachten Punkte nachzudenken, diese zu ergänzen oder auch einmal zu widersprechen, wie die folgenden Ausführungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit zeigen sollen. Denn es eröffneten sich mancherlei Fragen.
Vorweg: Dem Fazit, dass Wissenschaft und Spiritualität keine Gegensätze sind und dass ihr Zusammenspiel zu einer "tieferen Wahrheit über das Universum und unser Dasein" führen könnte, stimme ich voll zu. Genau genommen hängt die Betrachtung beider Gebiete auch davon ab, was man unter Spiritualität versteht. Handelt es sich um tradierte Lehrsätze überlieferter Religionssysteme? Oder um persönliche, oft subjektive Erfahrungen oder Glaubensformeln? Oder handelt es sich um etwas Numinoses, etwas "gestaltlos Göttliches", das nicht weiter erklärbar ist?
Bei der folgenden gedanklichen Auseinandersetzung beziehe ich mich im Wesentlichen auf die Darstellungen der beiden Geistforscher Heinz Grill und Rudolf Steiner. Das heißt, ich fasse Spiritualität ebenfalls "wissenschaftlich" auf. Was das genau bedeutet, wird vielleicht aus den folgenden Ausführungen ersichtlich sein.
Es bleibt dem Leser aber unbenommen, auch die Anschauungen verschiedener Religions- oder Philosophiesysteme oder sogenannte "esoterische" Vorstellungen in einer späteren Diskussion einzubringen.
1) Zu Unterschiede Wissenschaft - Spiritualität. Besteht der Unterschied zwischen beiden wirklich in dem Verhältnis Objektivität - Subjektivität?
Wissenschaft: empirisch, objektiv im Gegensatz zu subjektiv - was heißt das? Wie weit reicht die an bestimmte Sinne gebundene Erfahrbarkeit in die Wirklichkeit hinein? Und beruht Spiritualität etwa auf keiner Gesetzmäßigkeit und Logik?
Empirisch im gewöhnlich wissenschaftlichen Sinn heißt, dass man durch die körperlichen Sinne und durch Geräte, die eventuell diese verstärken oder erweitern, Beobachtungen macht und die Beobachtungen nach verschiedenen Theorien interpretiert. Die Theorien selbst entstammen, wie jeder gewöhnliche Wissenschaftler zugeben wird, dem ans Gehirn gebundenen Denken.
Wer aber sagt oder garantiert, dass das grobstofflich sinnliche Wahrnehmen, auch wenn es durch technische Geräte erweitert wird und das an das Gehirn gebundene Denken alles hinreichend erfasst, was es an Vorgängen in der Welt gibt? Schon in der gewöhnlichen Wissenschaft weiß man, dass der Mensch keine Sinnesorgane etwa für bestimmte Strahlungen oder sogar für die direkte Wahrnehmung der Elektrizität hat. Diese kann er sich nur über Messgeräte oder sekundäre Phänomene zugänglich machen. Und auch nur dadurch, dass er das, was diese Messgeräte anzeigen oder worauf die Phänomene hindeuten, mit entsprechenden Theorien interpretiert, die wiederum von dem an das Gehirn gebundenen Denken abhängig sind, wobei die Konstruktion von Messgeräten schon bestimmte Erfahrungen, Theorien und Vorstellungen rückwirkend voraussetzt.
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Elektrische Entladung an der Kugelelektrode eines Tesla-transformators. Nur durch sekundäre Phänomene wie Licht und Wärme kann die Elektrizität für den Menschen sinnlich sichtbar werden, in ihrem unmittelbaren Wesen ist sie für ihn nicht wahrnehmbar. (Bild: Autor) |
Ersetzt man den Begriff "Spiritualität" durch "Geisteswissenschaft", so kann man sagen, dass auch diese empirisch ist, denn sie bedient sich nicht der der Sinnesorgane im Gewöhnlichen, sondern sie bedient sich entwickelter Organe im Seelenorganismus und macht über diese Organe Wahrnehmungen, die das Seelenleben betreffen. Entsprechend ist sie in der gleichen Situation, wie die gewöhnliche Wissenschaft, die zu Ihren Wahrnehmungen ebenso Begriffe schaffen und die zwischen den Inhalten dieser Begriffe bestehenden Gesetzmäßigkeiten erfassen muss1. In diesem Sinne der prinzipiellen Vorgehensweise unterscheiden sich die sogenannte gewöhnliche Wissenschaft und die Geisteswissenschaft jetzt im erweiterten Sinne von Spiritualität überhaupt nicht voneinander.
1) Vergleiche Rudolf Steiner, Buch „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?", Achte Auflage 1918, TB 600, ISBN: 3-7274-0100-1.
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Teilansicht eines Teilchenbeschleunigers mit eingeblendeter Schrödingergleichung des Wasserstoffatoms. Wie viele Menschen gibt es, die sowohl die Technik als auch die Vorgänge innerhalb einer solchen Anlage wirklich verstehen? Und wie viele sind es, die den mathematischen und physikalischen Gehalt einer solchen Formel durchdringen? (Bild: Pixabay) |
Auch die oft gemachte Unterscheidung zur gewöhnlichen Wissenschaft, dass die Wahrnehmungen im seelischen Gebiet nur wenigen Menschen zugänglich wären, kann man nicht als Unterschied gelten lassen. Denn wie viele Menschen gibt es, die sich zum Beispiel in den Beobachtungen und theoretischen Interpretationen der Quantentheorie oder der Relativitätstheorie oder noch erweiterter Theorien2 wirklich auskennen würden? Also auch hier liegen für beide Gebiete gegenwärtig gleiche Verhältnisse vor.
2) Vergleiche zum Beispiel Florian Scheck, "Theoretische Physik", in fünf Bänden, Springer Verlag.
Was der gewöhnlichen Wissenschaft zu ihren Siegeszug in der Kultur in den letzten Jahrhunderten verholfen hat, ist ihre Umsetzung in der Technik, also in der Bewältigung der äußeren irdischen Welt, aber nicht unbedingt in der Bewältigung der Seelenwelt. Auch die Vorgänge und Prozesse in der Technik sind oft vielen Menschen, die diese benutzen, nicht bewusst.
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Bahnhof mit ICE-Zug. Sowohl die Konstruktion des Zuges als auch der Bahnanlagen samt Energieversorgung stellen eine Meisterleistung der Ingenieurskunst und der Materialbearbeitung dar, deren man sich im Alltag oft nicht bewusst ist. (Bild: Pixabay) |
Im Fazit muss man sagen, dass beide Formen oder Wissensformen in jeden Fall subjektiv und objektiv sind. Für subjektiv könnte man beide halten, weil sie an eine gewisse Art der Beobachtung und eine gewisse Art des Denkens gebunden sind, objektiv sind sie in dem Sinne, dass sie eine innere Gesetzmäßigkeit und Logik besitzen. Also auch hier besteht eigentlich kein grundsätzlicher Unterschied.
Nun nehme ich Bezug zu der von der KI gemachten Unterscheidung zwischen beiden Gebieten: Erklärung der physischen Welt durch Naturgesetze - Erkenntnis über das Selbst, Bewusstsein und höhere Wirklichkeit.
Hier kann man auf Seiten der Spiritualität direkt analog ergänzen: Erklärung der geistigen Welt durch geistige Gesetze.
Und es fehlt im Beitrag der KI auf der Seite der Spiritualität, dass die Spiritualität im Sinne einer Geisteswissenschaft ebenfalls eine Logik kennt (siehe oben), nach der die (geistigen) Dinge im Zusammenhang stehen. Aber das ist vermutlich eine Folge davon, dass die KI nicht von der Existenz allgemeiner, den naturwissenschaftlichen Gesetzen vergleichbarer geistiger Gesetze ausgegangen ist.
Der letzte Absatz im Kapitel "Unterschied Wissenschaft - Spiritualität" übersieht meiner Ansicht nach vollständig, dass der sogenannte Fortschritt, welcher der Naturwissenschaft zugeschrieben wird, seinen Ursprung im Menschen selbst hat. Und damit in der geistigen Kapazität des Menschen. Natürlich wird man da vielleicht wieder von mancher Seite entgegnen, die geistige Kapazität des Menschen sei ja nur eine Ausdünstung seines Gehirns und damit ebenso wieder naturwissenschaftlich erklärbar. Mit diesem materialistischen Ausgangspunkt würde auch der äußere Fortschritt wiederum als Gegensatzpunkt rein in den Bereich der Naturwissenschaft fallen (siehe hierzu auch die Erscheinung der künstlichen Intelligenz).
2) Zu Gegensätze und Konflikte. Besteht der Gegensatz zwischen Wissenschaft und Spiritualität wirklich in der Kontroverse Beweis - Glaube?
Rein historisch betrachtet, bildeten beide Gebiete über lange Zeit der Menschheitsgeschichte eine Einheit. Noch im Mittelalter waren es zum Beispiel in Europa die christlichen Mönche, welche auch die Wissenschaft pflegten. Erst seit dem 16. Jhdt., also seit etwa 400 Jahren, drifteten beide Bereiche immer mehr auseinander.
Laut KI erfordert Wissenschaft Beweise und Wiederholbarkeit, während Spiritualität oft auf individuellen Erfahrungen basiert, die nicht immer messbar (oder überprüfbar) sind. Auch hier besteht aus meiner Sicht kein so großer Gegensatz, wie ein genauerer Blick auf die Wissenschaften zeigt:
Viele Aussagen der Wissenschaft, die gerade das sogenannte moderne Weltbild betreffen, lassen sich streng genommen nicht wirklich beweisen oder bestehen in ihrer Evidenz nicht so, wie das immer nach außen vertreten wird. Hier lässt sich manches Beispiel anführen:
Nehmen wir die moderne Astrophysik und Astronomie: hier gibt es viele Aussagen, etwa über Sterngröße und das Sterninnere oder sogar, dass man bei anderen Sternen Planeten beobachtet hätte. Wie kommen solche Aussagen zustande? Denn niemand kann sich dorthin begeben und die Richtigkeit dieser Aussagen nachprüfen, so wie man eine Aussage hier auf der Erde überprüft, bei der etwa jemand behauptet auf dem Tisch steht eine Tasse mit Kaffee und jedermann, der in der Nähe ist, kann hin hingehen und hinschauen und überprüfen, ob die Aussage richtig ist. So etwas ist in diesem Bereich vollkommen unmöglich. Wie kommt es tatsächlich dann zu solchen Aussagen?
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Ein von der KI entworfenen Bild eines fremden Planetensystems. Viele solche Darstellungen findet man in den Medien und im Internet. Man vergisst dabei aber, dass es sich um rein künstlerische Interpretationen handelt. Nie hat ein Mensch einen fremden Stern oder einen Planeten wirklich so gesehen, mit jedem astronomischen Teleskop und in jedem Lichtbereich sind nur punktartige Objekte zu sehen. |
Untersucht man die Sache genauer, dann stellt man fest, dass von einem Fixstern nach wie vor selbst im modernsten und größten Beobachtungsgeräten nichts anderes sichtbar ist als ein Lichtpunkt. Nur einmal soll eine Anordnung aus vier optisch gekoppelten großen Teleskopen, das Very Large Telescope Interferometer der ESO (Europäische Südsternwarte), einen Fixstern zu einem scheibchenförmigen Objekt mit Strukturen aufgelöst haben.
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Ein Bild des Hauptsterns Antares im Sternbild Skorpion. Antares wird in der Astrophysik als sog. "Überriese" mit einem 700-fachen (!) Durchmesser der Sonne beschrieben. Das Bild soll zeigen, dass auf dem leuchtenden, scheibenförmigen Gebilde auch Strukturen zu erkennen sind. (Bild: Very Large Telescope Interferometer, ESO) |
Sonst ist es nie gelungen, einen Fixstern oder dessen "Planeten" wirklich als flächiges oder körperliches Objekt mit Strukturen zu sehen, wie das bei den Planeten des Sonnensystems der Fall ist. Alles, was man von dem Fixstern beobachtet, ist also ein Lichtpunkt dessen Spektrum man analysieren kann und auch dessen Veränderung in der Helligkeit man analysieren kann.
Die Aussage, dass es sich auch bei den Fixsternen um gasartige, kugelförmige Objekte handelt, etwa in der Weise wie unsere Sonne im Sonnensystem gedacht wird, beruht rein auf Beobachtungen, die man an irdischen Körpern oder erdnahen Objekten gewonnen hat, etwa an glühenden, leuchtenden Körpern auf der Erde. Diese irdischen Beobachtungen führten zum Beispiel zum Planck’schen Strahlungsgesetz. Oder die Bewertungen beruhen auf theoretischen Modellen, mathematisch-physikalischen Modellen. Aber es sind eben Modelle über das Sterninnere aus einer angenommenen Materialität unter Einbezug der modernen Theorien wie der Relativitätstheorie oder der Quantentheorie. Und selbst wenn es gelänge, mit einem hohen Aufwand an Technik weitere Fixsterne als scheibenförmige Gebilde darzustellen, würde dies an dem Hypothetischen der Schlussfolgerungen nichts ändern
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Ein Bild des Sternsystems TYC-8998-760-1 mit "Planeten" im Sternbild Musca (Fliege), aufgenommen im Infrarotbereich. Bei den mit den Pfeilen markierten Punkten soll es sich um sogenannte "Gasriesen" handeln, mit der 14- und 6-fachen Masse des Planeten Jupiter. Das helle Licht des Hauptsterns wurde mit technischen Mitteln ausgeblendet. (Bild: Very Large Telescope, ESO) |
Ebenso hat kein Mensch einen Planeten beobachtet, der um einen Fixstern läuft, sondern man hat nur Schwankungen in den Lichtkurven bestimmter Sterne festgestellt, die man in der Weise interpretiert, dass ein kleinerer kugelförmiger nicht leuchtender Körper um einen größeren leuchtenden Körper herumläuft und diesen zeitweilig bedeckt. Oder man beobachtet unter Zuhilfenahme sehr leistungsfähiger Teleskope in der Nähe von Fixsternen im Infrarotbereich oder im sichtbaren Licht weitere Lichtpunkte und interpretiert diese als Planeten, obwohl sie auch in den diversen Spektralbereichen nur Lichtpunkte bleiben.
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Ein weiteres im Infrarotbereich aufgenommenes Bild eines Sterns. Es handelt sich um den "braunen Zwerg" 2M1207 (bläulich) mit seinem Begleiter 2M1207b (rötlich). Bei diesem soll es sich um einen jupiterähnlichen Planeten mit der 5-fachen Masse des Jupiter handeln. Das flächige Aussehen der Sterne ist keine wirkliche Auflösung, sondern eine Folge der Lichtbeugungseffekte am Objektivrand des Teleskops. (Bild: Very Large Telescope, ESO) |
Eigentlich sind es sehr einfache Bilder, die mit einem hohen Aufwand an Technik aufgenommen wurden und von den Astrophysikern mit sehr viel Interpretation bedacht wurden. Man setzt immer voraus, das es sich aufgrund der aufgenommenen Sternspektren um materielle Objekte mit bestimmten Massen und Temperaturen handelt, deren Bewegungen man nach dem Schwerkraftgesetz beschreiben kann, da sie der Schwerkraft unterliegen1. Man kann das auch so formulieren: "Ein Astronom beobachtet einen Stern und dessen Bewegung. Er analysiert dessen Licht als Spektrum und stellt fest, dass dieses Spektrum dem Spektrum eines heißen glühenden materiellen Körpers auf der Erde ähnelt. Daraus schließt er, dass es sich bei einem Stern um einen heißen glühenden materiellen Körper handeln muss, der auch den Gesetzen der Schwerkraft folgt." Auch die Bewegungen sowohl der Sterne selbst als auch ihre hypothetischen Planetenbegleiter sind nur aus der Analyse des Lichtes durch die Verschiebung von Spektrallinien erkennbar. Denn diese angenommenen Bewegungen verlaufen nach der Theorie viel zu langsam, um sie innerhalb von ein paar Jahren durch direkte Beobachtungen feststellen zu können. Es handelt sich also um reine Schlussfolgerungen oder Hypothesen, bei denen noch gar nicht entschieden ist, ob sie richtig oder falsch sind. Denn ist es wirklich sicher, dass ähnliche Phänomene in der ganzen Welt ähnliche Ursachen haben müssen? Vereinfacht gesprochen, kommen die zu den obigen Bildern gemachten Beschreibungen auf keine andere Weise zustande.
1) Vergleiche zum Beispiel H. Scheffler, H. Elsässer, "Physik der Sterne und der Sonne", BI Wissenschaftsverlag, ISBN: 978-3411141722
Man sieht an diesem Beispiel, wie angenommen wird, das rein im terrestrischen Bereich gefundene Vorstellungen und Naturgesetze in "beliebigen Entfernungen und für alle Zeiten" gültig wären und wie man sich desweiteren auf rein theoretische modellhafte Folgerungen beruft, ohne diese direkt nachprüfen zu können, wie das etwa auf der Erde im Experiment oder in der unmittelbaren Betrachtung möglich ist. Die Frage ist, sind die gängigen Vorstellungen in der Wissenschaft über Raum und Zeit überhaupt richtig, auch, wenn sie durch die Relativitätstheorie und die Quantentheorie modifiziert sind?
Man kann sich aus der Makrophysik auch in die Mikrophysik begeben in den Bereich der Atome und Elementarteilchen. Dass man die Materie oder das Licht in einzelne teilchenartige Einzelereignisse zerlegen kann, beruht auf folgender Beobachtung: Man kann einen Strahl, etwa einen "Licht- oder Elektronenstrahl", soweit herabdämpfen oder herabdrosseln, dass man tatsächlich in einem entsprechenden Zählapparat, etwa einer Fotomultiplier, nur noch Einzelereignisse beobachtet.
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Skizze eines Multipliers zur Registrierung von Einzelereignissen wie einzelne Elektronen. Das Elektron wird durch Beschleunigung stufenweise vervielfacht, so dass schließlich ein messbarer Stromimpuls entsteht. (Bild: Autor) |
Durch diese extremen Bedingungen, die man zur Beobachtung nutzt, etwa wie die Bedingungen in einem Fotomultiplier oder gar in einem Teilchenbeschleuniger, also Bedingungen, die so in der Natur überhaupt nicht vorkommen, schließt man darauf, dass die gesamte Materie, ja die gesamte Welt aus einer fast unendlichen Anzahl solcher Einzelereignisse aufgebaut wäre und diese Einzelereignisse nennt man dann Photonen, Elektronen, Atome, Protonen, Neutronen, Elementarteilchen, Quarks, Myonen ... und so weiter.
Dieses ganze Vorgehen könnte man aber auch folgenderweise beschreiben: So gut wie jeder Mensch weiß, dass man einen Wasserhahn so weit zu drehen kann, bis nur noch einzelne Tropfen aus ihm herauskommen. Er weiß auch, dass es Regentropfen gibt und er weiß auch, wenn er Mediziner ist, dass man eine Flüssigkeit zum Beispiel in einem Infusionsapparat soweit reduzieren kann, dass eben einzelne Tropfen durch die Apparatur gehen. Würde man hier der gleichen Art des Denkens folgen, dann könnte man sagen, alles Wasser, also alle Flüsse, alle Seen und Meere sind aus einzelnen Tropfen aufgebaut, genauso wie die Materie aus Atomen et cetera und dann könnte man sogar mathematische Modelle aufstellen, die das Strömungsverhalten eines Flusses mit Hilfe dieser einzelnen Tröpfchen beschreiben und könnte sogar zu beobachtbaren richtigen Aussagen kommen, etwa wie der Fluss als Ganzes sich im Strömen verhält.
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Wassertropfen über einer Wasseroberfläche. Sind sie die "Elementarereignisse" oder "Elementarteilchen" des Mediums Wasser? Kann man sagen, dass alle Wassermengen, also Flüsse, Seen und Meere aus einzelnen Wassertropfen zusammengesetzt sind? Geht das Verhalten einer Wassermenge aus der Verhalten einzelner Wassertropfen hervor? (Bild: Pixabay) |
Die Sache hat aber einen Haken: im Fluss gibt es nun mal keine Tröpfchen, sondern der Fluss ist ein Kontinuum, ein strömendes Kontinuum. Hier liegen keine Tröpfchen mehr vor. Auch dieses Beispiel zeigt, dass mathematische oder theoretische Modelle zur richtigen und logisch nachvollziehbaren und auch von der Beobachtung her verifizierbaren Aussagen führen, dennoch aber das Wesen der Sache möglicherweise nicht richtig wiedergeben. In diesem Sinne kann man durchaus annehmen, dass die Materie, zum Beispiel in einem einfachen Objekt wie einem Stein oder einem Stück Holz oder auch das Licht im Lichtstrahl ein Kontinuum bilden das zwar Struktur hat, aber nicht aus Atomen oder anderen Teilchen "aufgebaut" ist, so wie man etwa denkt, dass eine Wand aus Ziegelsteinen aufgebaut ist.
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Richard P. Feynman (1918-1988), amerikanischer Physiker und Nobelpreisträger für Physik 1965. Er war Autor des Buches "QED - Die seltsame Theorie des Lichts und der Materie". Feynman besaß die seltene Fähigkeit, als hochkarätiger Wissenschaftler schwierige Modellvorstellungen einfach und anschaulich darzustellen. Er vertrat auch die Ansicht, dass die Unzahl komplexer Vorgänge in der Welt sich auf die relativ einfach zu beschreibenden Wechselwirkungen der Teilchen "Photon" und "Elektron" zurückführen lassen2. Zu beachten wäre aber, dass auch Teilchen wie Photon und Elektron nur Modellvorstellungen der Wirklichkeit sind. (Zeichnung: B. L.) |
2) Richard P. Feynman, "QED - Die seltsame Theorie des Lichts und der Materie", 1988, Verlag Piper, ISBN: 349203103X.
Im Fazit lässt sich also sagen, um das noch einmal zu wiederholen, dass auch viele Aussagen aus der Wissenschaft, die gerade zu den heute gängigen Weltbildern führen, rein auf Annahmen oder theoretischen Modellen beruhen, von denen man aber häufig glaubt, sie würden eine absolute Wahrheit wiedergeben. Letztlich handelt es sich auch hier um eine Art Glaube.
Umgekehrt gibt es von Seiten der Spiritualität, wenn sie im Sinne einer Geisteswissenschaft aufgefasst wird, auch Aussagen von Geistforschern etwa der folgenden Art: wenn zwei Menschen den gleichen Grad an seelischer Wahrnehmungsfähigkeit entwickelt haben, dann werden sie auch die gleichen Ereignisse, Begebenheiten und Gesetzmäßigkeiten in der geistig seelischen Welt beobachten, ähnlich wie in der Naturwissenschaft ein Wissenschaftler der die gleiche Qualifikation besitzt, wie ein anderer oder die gleichen mathematischen Fähigkeiten besitzt, auch zu den gleichen Resultaten kommen wird innerhalb der Logik und Beobachtungsfähigkeit dieser Wissenschaften. Auch hier scheinen sich beide viel mehr ähnlich zu sein, als dass es sich hier um einen Gegensatz zwischen Natur- und Geisteswissenschaft handelt. Denn auch innerhalb dieser "wissenschaftlichen" Spiritualität handelt es sich darum, dass gemäß der Vernunft Erfahrungen wiederholbar und vergleichbar sein müssen.
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Rudolf Steiner (1861-1925), Geistforscher, Autor und Gelehrter. Er war einer der großen Pioniere der Verbindung von Geisteswissenschaft, Philosophie, Leben und äußerer Wissenschaft. Im Unterschied zu den Kulturschaffenden seiner Zeit, mit denen er in intensivem Austausch stand, erlebte Rudolf Steiner noch eine andere Seite der Wirklichkeit, die geistige Welt, die ihm mit den Mitteln der Bewusstseinsforschung so zugänglich war wie den Naturwissenschaftlern die sichtbare Welt mit den Instrumenten der äußeren Forschung. (Bild: Rudolf Steiner Archiv) |
Hierzu ein Zitat des Geistforschers Rudolf Steiner:
"Eine blühende Blume zaubert vor seine Seele (gemeint ist die Seele des Betrachters) eine ganz bestimmte Linie, ebenso ein im Wachsen begriffenes Tier oder ein im Absterben befindlicher Baum. Die Seelenwelt (der astrale Plan) breitet sich langsam vor ihm (dem Betrachter) aus. Nichts Willkürliches liegt in diesen Linien und Figuren. Zwei Geheimschüler, die sich auf der entsprechenden Stufe der Ausbildung befinden, werden bei den gleichen Vorgang stets dieselben Linien und Figuren sehen. So gewiss zwei richtig sehende Menschen einen runden Tisch rund sehen, und nicht einer rund und der andere viereckig, so gewiss stellt sich vor zwei Seelen beim Anblicke einer blühenden Blume dieselbe geistige Gestalt3."
Oder:
"Wie es nur eine Ansicht über einen mathematischen Lehrsatz gibt, so auch über die Dinge der höheren Welten. Aber man muss sich erst vorbereiten, um zu einer solchen Ansicht kommen zu können4."
3) Rudolf Steiner, „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?", Achte Auflage 1918, TB 600, ISBN: 3-7274-0100-1, Seite 46.
4) Rudolf Steiner, „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?", Achte Auflage 1918, TB 600, ISBN: 3-7274-0100-1, Seite 95.
Anmerkung: An dem Begriff "Geheimschüler" darf man sich nicht stören. Man könnte ebenso sagen "Student der seelisch-geistigen Welt" oder von jemanden sprechen, der in seinem Seelenorganismus die Wahrnehmungsorgane bis zu einem bestimmten Grad ausgebildet hat oder noch ausbilden will.
3) Zu Gemeinsame Schnittpunkte, Ganzheitliches Weltbild - Gedanken über die Begriffe Leben und Tod:
Bei der Bezugnahme der KI zur Neurologie und Bewusstseinsforschung im Sinne der Gemeinsamkeiten von Wissenschaft und Spiritualität muss auf Folgendes aufmerksam gemacht werden:
Das von der Neurologie beschriebene Bewusstsein ist im Sinne der Geisteswissenschaft nur ein Teil des dem Menschen zukommenden Bewusstseins. Es ist an das stoffliche Nervensystem gebunden und somit wie dieses vergänglich oder sterblich. Die "Wissenschaft des Geistes" sieht darüber hinaus noch ein erweitertes Bewusstsein, das nicht an die Körperlichkeit gebunden ist, diese überdauert und als individuelle Seele in der geistigen Welt nach dem Tode weiterexistiert, bzw. schon vor der Zeugung vorhanden war. Sie sieht in diesem sogar den eigentlichen, wesentlichen Teil des Menschseins1.
1) Rudolf Steiner, "Inneres Wesen des Menschen und Leben zwischen Tod und neuer Geburt", GA 153, sechs Vorträge, Wien 1914, ISBN 3-7274-1530-4 oder Heinz Grill, "Meditationen" 2022, ISBN: 978-3-948803-07-0.
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Einsteins berühmte Formel der Äquivalenz zwischen Masse und Energie, die er im Rahmen der speziellen Relativitätstheorie 1905 als Naturgesetz fand. Beweist sie, "dass alles Energie ist"? Beweist sie also den spirituellen Ursprung der Welt? (Bild: Pixabay) |
Auch sehe ich es eher kritisch, wenn von spiritueller Seite, etwa der heutigen "Mystik" oder "Esoterik", vorschnell zur Bestätigung ihrer Weltanschauungen auf moderne naturwissenschaftliche Theorien zurückgegriffen wird.
So begegnete ich oft der Ansicht, dass die Formel E = m * c2 aus der speziellen Relativitätstheorie beweisen würde, dass alles "Energie" und deswegen auch "spirituell" sei. Leider übersieht man hier, dass das nur eine Sache der Algebra ist. Man kann die Formel auch umstellen, m = E / c2 und sagen, alles ist "Masse".
Häufig wird ebenfalls die Quantentheorie zur Bestärkung spiritueller Auffassungen herangezogen. So zum Beispiel die "Nicht-Lokalität" oder Orts-Impulsunschärfe oder die Unschärfe zwischen Energie und Zeit. Die zur quantentheoretischen Beschreibung verwendeten "Wellenpakete" oder komplexen Wahrscheinlichkeitsfunktionen sollen dann bestätigen, dass "alles in der Welt Schwingung sei", wenn man es vereinfacht ausdrückt. Ob sich aber in der Geisteswissenschaft zu den Begriffen der Quantentheorie wirklich korrespondierende Inhalte finden lassen, müsste meiner Ansicht nach erst gezeigt werden2.
2) Vergleiche hierzu zum Beispiel Lisa Jane Klotz, "Quantenphysik und Esoterik", 2017, Science Studies, ISBN: 978-3-8376-3896-7
Leben und Tod - ein Ausflug in die Systemtheorie: Die Systemtheorie ist eine Theorie der Systeme fern vom Gleichgewicht. Im einfachsten Fall gibt es diese schon in der Mechanik, etwa eine ausbalancierte Kugel auf einer umgedrehten Schale oder ein auf einem Stein ausbalancierter anderer Stein. Ich würde diese Theorie also ganz zu den Naturwissenschaften rechnen und nicht etwa zur Geisteswissenschaft.
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Ein auf einem größeren Stein ausbalancierter kleinerer Stein. Beide zusammen bilden ein einfaches System "fern vom Gleichgewicht". Schon eine kleine Einwirkung kann das System veranlassen, in einen stabileren Zustand überzugehen: der kleinere Stein fällt herunter. Das System ist nicht autopoietisch, kann sich also nicht selbst wieder herstellen. (Bild: Pixabay) |
Eine bedeutende Rolle in der naturwissenschaftlichen Beschreibung von Systemen spielt der Begriff der Entropie. Sie ist, anschaulich gesprochen, ein Maß für die Unordnung in einem System. Nach der naturwissenschaftlichen Vorstellung sind alle Organismen biologische Systeme fern vom (thermodynamischen) Gleichgewicht mit einer niedrigen Entropie, also einem hohen Ordnungsgrad.
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Rudolf Julius Emanuel Clausius (1822 - 1888), deutscher Physiker. Clausius, untersuchte die Fähigkeit der Wärme, sich in Arbeit umzuwandeln, eingehend. Er erfasste dabei erstmals den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, der besagt, dass Wärme nicht ohne sonstige Veränderungen von einem kalten auf einen wärmeren Körper übergeht. In der Folge führte Clausius den Begriff der Entropie ein, der später durch weitere Forscher, wie Ludwig Boltzmann (1844 - 1906) ergänzt und erweitert interpretiert wurde. (Bild: Theo Schafgans (1859–1907)) |
Diese biologischen Systeme können ihren Organisationsgrad, also ihre niedrige Entropie selbst regeln, sind also autopoietisch. Dies aber nur dadurch, dass sie durch einen Stoff- und Energieaustausch mit ihrer Umgebung ständig deren Entropie (also deren Desorganisation) erhöhen. Der biologische Tod tritt dann ein, wenn der Organismus zu einem solchen Austausch nicht mehr fähig ist und er dann beginnt, seine hohe Organisation abzubauen, das heißt, seine Entropie (oder Unordnung) zu erhöhen. Dies geschieht solange, bis das System Organismus im (thermodynamischen) Gleichgewicht mit seiner Umgebung ist, also im Zustand maximaler Entropie. Hier werden dann keinerlei Stoffe und Energien mehr ausgetauscht.
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Zeichnung einer Ameise. Auch ihr kleiner Körper stellt in der naturwissenschaftlichen Anschauung ein komplexes biologisches System fern vom Gleichgewicht dar, das den Gesetzen der Entropie im Sinne von Aufbau und Zerfall folgt. (Zeichnung: Autor) |
Anschaulich gesprochen, bedeutet das bei einem Menschen den Übergang seines lebendigen Körpers zu einer zerfallenden Leiche. Eine zerfallende Leiche ist ein System, dass unter Erhöhung seiner "Unordnung", also seiner Entropie, schließlich dem Endzustand oder Gleichgewichtszustand eines vollständigen Aufgelöstseins in seiner Umgebung entgegenstrebt.
Eine große Bedeutung hat der Begriff der Entropie in der naturwissenschaftlichen Betrachtung der Gesamtwelt. In der Gesamtheit aller Vorgänge in der Welt kann die Entropie (also der Grad der "Unordnung") nur gleichbleiben oder zunehmen, aber niemals abnehmen. Dies gibt der Zeit im naturwissenschaftlichen Verständnis auch eine Ablaufrichtung vor: Alle natürlichen Vorgänge können nur so ablaufen, dass die Entropie insgesamt zunimmt oder bestenfalls gleichbleibt, sie sind im Gesamten also irreversibel (Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik). Man kann sagen, dass die Entropie der abstrakte Begriff von alledem ist, was der Mensch auch subjektiv als Zerfall, vergehende Zeit und Vergänglichkeit erlebt.
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Das Universum kurz vor dem "Wärmetod", ein mit der KI generiertes Bild. Der untere Teil des Bildes soll durch einen künstlerischen Effekt die grenzenlose Leere oder das letzte verbliebene Strahlungsmuster darstellen, eine Art visueller Interpretation der Restenergie im Universum, ähnlich der kosmischen Hintergrundstrahlung, die sich wie eine Art “ozeanische Fläche" ausbreitet. Anmerkung: Der letztliche Wärmetod wäre ein rein mit Wärmestrahlung homogen erfüllter Raum, ohne jegliche Strukturen. |
Im Gesamten postuliert die Naturwissenschaft in dem Begriff der Entropie eine langsam aber sicher zerfallende Welt, die schließlich in einer Art "Wärmetod" oder "Weltentod", also einem vollständig form- und strukturlosen Zustand endet.
Wie verhält es sich nun in der Spiritualität oder Geisteswissenschaft? In der geisteswissenschaftlichen Betrachtung sind die Körper lebender Wesen ebenfalls komplexe organische Systeme deren Organisationsfähigkeit aber nicht aus ihrer Stofflichkeit selbst resultiert, sondern auf ein feineres Kräftewirken zurückgeführt wird, auf die sogenannten Bilde- oder Ätherkräfte. Auf die reine Stofflichkeit bezogen ist also in der geisteswissenschaftlichen Sichtweise kein lebendes System autopoetisch, also selbstorganisierend, sondern die eigentliche Organisationskraft kommt aus der feineren nicht sinnlich sichtbaren Weisheit dieser Kräfte.
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Eine vereinfachte Darstellung des sinnlich nicht sichtbaren Ätherwirkens an einer Pflanze. Die Formbildung der sichtbaren Pflanze folgt den unsichtbaren, sprießend und verdichtend wirkenden Kräften. (Skizze: Autor) |
Was sind Bildekräfte oder Ätherkräfte, wie entstehen sie? Sie sind nicht zu verwechseln mit dem Äthermedium, das im Anfang des 20. Jahrhunderts als Medium für die Ausbreitung des physikalischen Lichtes diskutiert wurde. Zur weiteren Erläuterung der Herkunft dieser Ätherkräfte möchte ich den Geistforscher Heinz Grill aus seinem Buch "Meditationen" zitieren3:
"Einerseits ist Energie eine physikalische Größe, die durch entsprechende Verbrennungsprozesse in Form von Joule oder Kalorien gemessen werden kann und andererseits ist sie eine Dimension mit unbeschreiblichen Charakter, die, wie Teilhard de Chardin aussagt, die Liebe des Kosmos oder Universums darstellt. Es ist die Energie zum Leben, die über der Materie thront. Sie kann lösen, sie kann erbauen, sie kann bewegen, sie kann festigen. Sie kann erwecken, sie kann beschließen, sie kann sammeln, sie kann dispersieren. In ihrem Zentrum befindet sich der Geist oder der Gedanke, der nicht von der Erde (oder allgemein der Materie) kommt, sondern der die Erde belebt, aber frei von dieser wirkt."
3) Heinz Grill, "Meditationen" 2022, ISBN: 978-3-948803-07-0, Seite 51, Absatz I und II.
Diese Ätherkräfte sind, wie schon gesagt, für die organischen Augen nicht unmittelbar wahrnehmbar, aber für den, dessen seelisches Wahrnehmungsvermögen entsprechend ausgebildet ist, ebenso wahrnehmbar wie etwa physikalische Lichterscheinungen für den sinnlich wahrnehmbar sind, der sehen kann mit seinen organischen Augen4.
4) Vergleiche hierzu Heinz Grill, "Kosmos und Mensch" 2015, ISBN: 978-3-9815855-6-8, Seiten 25-29.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, was Heinz Grill über die physiologischen Energien, die den Organismus betreffen, aussagt:3
"Das Tote ist im wahrsten Sinne der Körper und all jene Kräfte, die ihm aufgespeichert sind oder in diesem passiv akkumuliert werden. Das Wort des Evangeliums, dass man die Toten die Toten begraben lassen soll, bezieht sich auf alle Genetik und auf alles aufgespeicherte Hab und Gut im physischen Körper, während das Leben die große Spannweite der Entwicklung, die durch den Gedanken möglich ist, repräsentiert."
Diese Aussage über das Tote lässt sich auf die Materie im Allgemeinen und alle Energieformen erweitern, die aus der Materie gewonnen werden können, sei das Holz, Kohle, Erdgas oder Kernenergie und so weiter. Also es ist alles sinnlich Wahrnehmbare und Messbare gemeint.
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Heinz Grill (*1960), Geistforscher und Lehrer, Begründer eines zeitgemäßen Geistschulungsweges. Aufgrund seiner Erkenntnis, dass ein Mensch weniger durch äußere Mittel und Methoden, sondern durch die in jedem Menschen angelegte Ich-Kraft im Innersten seiner Seele heilt, ergab sich für ihn die Frage, wie das Verhältnis zwischen einem nach geistigen Wahrheiten strebenden Menschen und dem Lehrer in günstiger Weise sein sollte. Eine wichtige Grundlage für dieses Verhältnis bildet die gemeinsame Zielorientierung. Nur das gleiche Thema oder Ideal verbindet Lehrer und Schüler miteinander und löst gleichzeitig blockierende Bindungen bei dem spirituell Suchenden. (Bild: Hans-Peter Fritsche) |
Wie ist der hier im geisteswissenschaftlichen Sinne gebrauchte Begriff Gedanke zu verstehen? Hierzu möchte ich noch einmal eine Aussage des Geistforschers Heinz Grill heranziehen5:
"Alle Gedanken, die in der Weltenschöpfung existieren, sind keine Produkte, die aus dem menschlichen Gehirnen ausströmen würden, vielmehr sind die Gedanken die ureigenen Wirklichkeiten des Geistes. Sie gehören nicht der physischen Welt an, sondern sie richten sich an diese. Das menschliche Gehirn kann Gedanken empfangen und diese in analytischen Prozessen weiterbewegen, aber es kann keine Gedanken erzeugen. Die Seinsexistenzen liegen in jenen Welten, die die indische Philosophie mit brahman bezeichnet und die Rudolf Steiner wieder mit dem sogenannten Geisterland, dem Geisterland der Gedanken übersetzt. So wie es eine Waldlandschaft mit Bäumen gibt, im gleichen Maße gibt es eine geistige Welt und ihre Charakteristik sind die Gedanken oder, wie Platon es gesagt hat, Ideen. Ein Wald wäre kein Wald, wenn es keine Bäume geben würde und im Vergleich hierzu wäre die geistige Welt nicht geistig, wenn in dieser keine Gedanken existent wären."
5) Heinz Grill, "Meditationen" 2022, ISBN: 978-3-948803-07-0, Seite 24, Absatz VI, Fortsetzung.
Anmerkung: Hier bewegt sich die Geisteswissenschaft ebenfalls in anderen Bahnen als die gewöhnliche Neurologie, die davon ausgeht, dass alle Gedanken und überhaupt alle Bewusstseinsformen im Gehirn und Nervensystem unmittelbar erzeugt werden.
Den als Wirklichkeit existierenden "reinen Gedanken" sieht die Geisteswissenschaft als Urelement der geistigen Welt und als Ausgangspunkt aller Weltentstehungs- und Entwicklungsprozesse6. "Der Gedanke bildet den Anfang, die Seele oder die tiefere Empfindung offenbart die Mitte und erst als Letztes erscheint die Materie."
6) Heinz Grill, "Kosmos und Mensch" 2015, ISBN: 978-3-9815855-6-8, Seite 23, Ende zweiter Absatz.
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Blick in das Beinhaus einer alten Kirche. Auch die härtesten Teile der grobstofflich sinnlichen Körpersubstanz des Menschen wie Knochen und Zähne gehen einmal in den Gleichgewichtszustand mit ihrer natürlichen Umgebung über, das heißt, sie werden sich vollständig in ihre Umgebung hinein auflösen. (Bild: Pixabay) |
In den Aussagen der Geist Forscher findet man die Darstellung, dass es in der geistigen Welt keinen Tod gibt, sondern nur Verwandlung. Nun könnte man meinen, dass das in der irdischen Welt oder der grobstofflichen Welt ebenso sei, es werden nur Stoffe und Energien umgewandelt. Der Begriff der Entropie zeigt aber schon in der Naturwissenschaft, dass die stofflich-sinnlichen Vorgänge irreversibel sind, dass bei ihnen im Gesamten immer eine Zunahme der Strukturlosigkeit oder des Ungeordneten, eben eine Zunahme der Entropie vorliegt. So dass man hier tatsächlich in den grobstofflich-sinnlichen Erscheinungen von einem Zerfallsprozess oder einem Tod sprechen kann. Wenn es einen Begriff gibt in der Naturwissenschaft, der das abbildet, was auch metaphysisch mit Tod gemeint ist, so würde ich sagen, es ist der Begriff der Entropie.
Auch in der Geisteswissenschaft ist der Tod eines der wesentlichsten Themen. Der Geistforscher Rudolf Steiner spricht beispielsweise in einem Vortrag von 1911 sogar ebenfalls von einer Art Weltentod7:
"Und je mehr wir von dieser Kraft anwenden (gemeint sind die Naturkräfte), desto eher wird die Erde zu einem Leichnam werden, damit das, was das Geistige der Erde ist, sich hinüberwirken kann zum Jupiter. Die Kräfte (gemeint sind Elektrizität, Magnetismus und Kernkraft) müssen angewandt werden, um die Erde zu zerstören, damit der Mensch frei wird von der Erde und damit der Erdenleib abfallen kann. (...) So sonderbar dies gegenwärtig auch klingt, aber es muss nach und nach ausgesprochen werden. Wir müssen den Entwicklungsprozess verstehen, die Menschen werden dadurch lernen, unsere Kultur in richtiger Weise zu bewerten. Wir werden dadurch lernen, dass es notwendig ist, die Erde zu zerstören, sonst wird der Geist nicht frei. Aber man wird auch lernen das Positive zu schätzen: dass Hereindringen der geistigen Kräfte in unser Erdendasein."
7) Rudolf Steiner, "Die Ätherisation des Blutes - Das Eingreifen des ätherischen Christus in die Erdenentwicklung", Vortrag in Basel, 1. Oktober 1911, TB 750, ISBN: 3-7274-7500-5, Seite 95.
Anmerkung: Mit "Jupiter" ist nicht der gegenwärtige Planet unseres Sonnensystems gemeint, sondern ein zukünftiger Weltenkomplex, der nach der Geisteswissenschaft auf die heutige Erde oder auf unser heutiges Sonnensystem nachfolgen wird.
Die für manche Gemüter wohl sehr provokative Aussage Rudolf Steiners kann noch ergänzt werden durch eine weitere Aussage, bei der auch auf eine Art allgemeinen Tod der Erde oder einen Weltentod hingewiesen wird8:
"Wir stehen auf einer Erde, die der Auflösung entgegengeht. Allmählich wird es dahin kommen, dass Seen, Flüsse austrocknen. Durch solche Umlagerungen ändert sich das Bild der Erde. Die Geologie gibt schon an, wie wir bereits in einer zerfallenden Epoche darinnen sind. Der namhafte Geologe Sueß bestätigt es, dass statt steigender, belebender Prozesse in der Erde Verwesungsprozesse stattfinden. Das geht bereits durch die große letzte Entwicklungsperiode der Erde hindurch."
8) Rudolf Steiner, Notizen aus dem Vortrag, Köln, 29. Januar 1911, TB 750, ISBN: N 3-7274-7500-5, Seite 327.
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Die Vysoká, mit 2547m einer der höchsten Gipfel der Hohen Tatra, Slowakei. Die zerklüfteten Granitformationen zeigen, wie ursprünglich kompakte Granitfelsen nach und nach durch thermische Einflüsse und Frostbruch in einzelne Platten und Bruchstücke gesprengt werden. Wenn auch beständiger als ein menschlicher Körper, wird der Berg irgendwann zu einem unscheinbaren Höhenzug abgetragen sein. (Bild: Autor) |
Diesen Punkt haben also Wissenschaft und die spirituelle Anschauung der Geisteswissenschaft gemeinsam, dass beide von einer äußeren Welt sprechen, die ihrer Auflösung oder ihrem Zerfall entgegengeht. Offen bleibt zunächst, innerhalb welcher Zeitskala dies geschieht und welche Phänomene diesen Zerfall begleiten.
Zu den Naturkräften siehe auch Günther Pauli, "Geist und Materie", ISBN: 978-3-8495-6780-4, Teil 1, Seiten 12-50.
In welchem entscheidenden Punkt unterscheiden sich aber beide Anschauungen bezüglich der Weltentwicklung?
Hier können wir noch einmal einen Blick auf die menschliche Leiblichkeit werfen:
In der geisteswissenschaftlichen Anschauung besteht der eigentliche physische Leib des Menschen aus einem unsichtbaren geistigen Kräftekomplex, der die verschiedensten Hohlformen umschließt, die den menschlichen sichtbaren Organismus ausmachen9. Wird ein Mensch gezeugt, so werden diese Hohlformen nach und nach mit Stofflichkeit ausgefüllt und ergeben den gewöhnlich sichtbaren Körper. Es sind die oben beschriebenen Ätherkräfte, die diese Stofflichkeit in die Hohlformen hinein organisieren und in Bewegung halten. Sind deren Kräfte einmal erschöpft, so können sie diese Stofflichkeit nicht mehr in den Formen halten, die Stoffe fallen wieder aus diesen heraus, der Tod ist eingetreten. Wir haben dann das vor uns, was ja auch die Physiologie als eine zerfallene Leiche beschreibt. Der ursprüngliche geistige Kräftekomplex bleibt aber erhalten.
9) Siehe hierzu zum Beispiel: Rudolf Steiner, "Von Jesus zu Christus", GA 131 (1988), ISBN: 3-7274-1310-7, Seite 148.
Es sind also für die sinnliche Wahrnehmung unsichtbare Kräfte, welche die hohe Organisation des sichtbaren menschlichen Körpers ermöglichen und die Stofflichkeit in einem hohen Grad der Organisation oder in einem Zustand der niedrigen Entropie erhalten. Sobald diese Kräfte nicht mehr wirksam sind, folgt die Stofflichkeit, wie auch von der Naturwissenschaft beschrieben, wieder dem Übergang in einen Gleichgewichtszustand, das heißt in eine Auflösung in die umgebende Stoffeswelt. Aber aus der Sicht der Geisteswissenschaft ist schon die Füllung der Hohlformen mit grobstofflich-sinnlicher Materie mit Beginn des irdischen Lebens ein Ausdruck des Todes.
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Die Bildung einer "Hohlform", eine sogenannte "Hohlraumellipse" aus der projektiven Geometrie. Die Ellipse entsteht hier nicht als eine Linie, sondern aus einer Unzahl von Tangenten die, wenn sie in gesetzmäßiger Weise angeordnet sind, die Form der Ellipse hervorbringen. Sie wird also nicht in der Weise konstruiert, wie es sonst üblich ist, mit Hilfe von zwei Punkten, von denen alle Punkte des Ellipsenrandes die gleiche Abstandssumme haben, sondern sie formt sich sozusagen "aus der Unendlichkeit" durch geeignet angeordnete Tangenten. (Bild: Autor) |
Man kann also hier schon einmal einen wesentlichen Unterschied zwischen Natur und Geisteswissenschaften feststellen: die Naturwissenschaft erklärt die Vielfalt der Formen der Welt aus der Stofflichkeit selbst, während die Geisteswissenschaft diese Vielfalt aus dem Wirken höherer unsichtbarer Kräfte beschreibt. Aus Ihrer Sicht wären die Stoffe allein nicht in der Lage, sich zu diesen Formen zu organisieren. Die Stofflichkeit als solche ist also aus Sicht der Geisteswissenschaft zumindest in höheren Graden nicht autopoietisch (selbstorganisierend).
In der Geisteswissenschaft geht diese Auffassung sogar noch viel weiter: Das, was der oben beschriebene geistige Kräftekomplex des physischen Leib des Menschen ist, wurde überhaupt als erstes als Keim in der ganzen Weltentwicklung geschaffen. Dieser Keim ist das, was uranfänglich überhaupt als Kosmos vorhanden war und erst in der folgenden Weltenentwicklung wurden die verschiedenen Teile, die wir heute als Natur erleben, also Mineral-, Pflanzen-, Tierwelt und einzelne Menschen, aus diesem, ja man muss sagen, kosmischen Wesen abgesondert, während der geistige Kräftekomplex selbst immer wieder verändert wurde, bis wir schließlich zu den heutigen Erscheinungsformen der Welt kommen. So dass man in diesem Sinne den oft verwendeten Satz "der Mensch ist Teil der Natur" umdrehen kann: "die Natur ist Teil des Menschen". Aus dem Blickwinkel der Geisteswissenschaft ist die gesamte Genese von Mensch und Welt so zu verstehen.
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Der "Urknall". Nach den modernen Theorien der Naturwissenschaft entstanden der Kosmos und damit auch "Raum und Zeit" aus einer Singularität mit einem punktartigen, unvorstellbar hochenergetischen Strahlungsblitz, aus dem sich durch "Ausdehnung und Abkühlung" die ersten Elementarteilchen bildeten. Die extrem heiße Materie formte also den Anfang der Welt, wenn auch dieser Anfangszustand der Materie nichts gleicht, was man heute in der gewöhnlichen Umwelt vorfindet. (Bild: Pixabay) |
Aus der geisteswissenschaftlichen Darstellung der Weltentstehung folgt logisch zwangsläufig, dass die Auffassung der Geisteswissenschaft oder der "spirituellen Wissenschaft" von Mensch und Geist eine völlig andere ist, wie in der gängigen Naturwissenschaft. In dieser ist der Mensch einfach ein kleiner Teil einer stofflichen Welt und der "Geist" des Menschen ist eine Art "Ausdünstung" dieser stofflichen Welt. Im experimentellen Erforschen der schon toten Materie wird diese noch einmal besonderen "Todesformen" unterzogen: das einfache Experiment oder auch der hoch komplizierte Teilchenbeschleuniger sind sogenannte "Laborbedingungen", die in der Natur überhaupt nicht vorkommen. Und es wird dann der Ansatz gemacht, aus diesem Toten heraus das Phänomen des Lebens abzuleiten.
Die rein energetisch-materiell gedachte Welt oder das "Universum" erschöpft sich einmal, wenn auch in sehr ferner Zeit, in einem Zustand "maximaler Unordnung" oder maximaler Gleichförmigkeit. Die philosophischen Grundlagen für die Reduzierung der Welt und des Menschen auf das rein Materielle schuf unter anderem Immanuel Kant (1724 -1804) mit seiner Aussage: Eine höhere (geistige) Weltordnung kann nur geglaubt, aber nicht gewusst werden. Denn sie ist nur ein "Gegenstand in der Idee und nicht in der Realität".
In der Geisteswissenschaft sind alle materiellen Vorgänge die Ergebnisse und Manifestationen (ehemaliger) Gedanken, der Gedanke selbst ist keine "Ausdünstung" des Nervensystems, sondern eine rein geistige, selbstständige Wesenheit der geistigen Welt innerhalb einer höheren Weltenordnung. Dieser "reine Gedanke" oder "Weltengedanke", wie ihn Rudolf Steiner auch nennt, ist ein Keim, der sowohl den Gedanken selbst als Potential in sich trägt, als auch den Wunsch nach Empfindung und den Willen zur Verwirklichung im Äußeren oder in der sinnlich manifestierten Welt6 (siehe hierzu auch das obige Zitat von Heinz Grill). Er ist nicht mit der Intellektualität zu verwechseln, diese ist vielmehr eine Art Schattenbild desselben im Nervensystem, die der Mensch dann auch in Worten seiner Sprache zum Ausdruck bringen kann.
In beiden, der spirituellen- und der wissenschaftlichen Darstellung, handelt es sich zunächst um Deutungen des Verhältnisses von Mensch und Kosmos auf verschiedenen Wirklichkeitsebenen. In welcher Beziehung diese Ebenen zueinander stehen, kann man zunächst theoretisch-glaubend oder hypothetisch annehmen. Um aber eine reale Empfindung der Beziehung zwischen materieller und seelisch-geistiger Ebene zu entwickeln, wird man diese wohl selber erforschen und ergründen müssen.
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Casa artistica di Barbara in Naone – Ein Ökologisches Projekt mit Kunst, Natur und Spiritualität. Es liegt auf einer Waldlichtung oberhalb des Bergdorfes Lundo auf 1000 Höhenmeter im Trentino, Italien. Hier werden Gedanken zur Architektur, Landschaftsgestaltung, Yogapraxis, Kunst und Philosophie in konkrete Formen des Äußeren und des Lebens umgesetzt. (Bild: Naone, Barbara Holzer) |
In dem Zusammenhang mit der oben beschriebenen Gedankenwelt ist der Mensch als geistig-seelisches Wesen nicht nur Teil einer Vergänglichkeit, sondern auch Teil eines Prozesses zu zukünftig Werdendem. Denn nach der geisteswissenschaftlichen Ansicht sind dem Menschen die "reinen Gedanken" zumindest prinzipiell zugänglich, nämlich dann, wenn er eine weitgehende Freiheit von gebundenen Bewusstseinsformen entwickelt hat10. In der Auseinandersetzung mit diesen Gedanken und deren Umsetzung beteiligt sich der Mensch im Laufe seiner weiteren Entwicklung in zunehmenden Maße am Aufbau einer zukünftigen Welt.
10) Siehe hierzu zum Beispiel Heinz Grill, "Meditationen" 2022, ISBN: 978-3-948803-07-0, Seite 53, Absatz V.
In ähnlicher Weise drückt dies auch der Geistforscher und Gelehrte Rudolf Steiner aus11:
"Der Tod ist nämlich nichts anderes als der Ausdruck dafür, dass die einstige übersichtliche Welt an einen Punkte angekommen war, von dem aus sie durch sie selbst nicht weitergehen konnte. Ein allgemeiner Tod wäre notwendig für sie gewesen, wenn sie nicht einen neuen Lebenseinschlag erhalten hätte. Und so ist dieses neue Leben zu einem Kampf gegen den allgemeinen Tod geworden. Aus den Resten einer absterbenden, in sich erstarrenden Welt erblühen die Keime einer neuen. Deshalb haben wir Sterben und Leben in der Welt."
11) Rudolf Steiner, „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?", Achte Auflage 1918, TB 600, ISBN: 3-7274-0100-1, Seiten 172-173.
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Der "Phoenix aus der Asche". Er ist ein mythologisches Symbol für das Entstehen des Neuen aus dem Alten, Zerstörten. Aschen sind feste Rückstände, die bei der Verbrennung organischen Materials zurückbleiben, also bei der Verbrennung von Lebewesen wie Pflanzen, Tieren und Menschen. Sie entstehen aus dem anorganischen Teil der verbrannten Substanz und bestehen somit aus Mineralstoffen. Sie sind daher ein Ausdruck für das Tote, Vergängliche. Aus dieser Asche steigt dann das Neue verjüngt auf und erhebt sich in eine neue, höhere Welt. (Bild: Pixabay) |
Das metaphysische Ideal der Wirkung des Menschen im gesamten Weltzusammenhang, welche sich wiederum bis in die physische und kulturelle Welt erstreckt, kann auch durch folgendes Schema dargestellt werden:
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Die Gesetzlichkeit der Spiritualität. Dieses Schema, das die Gesetzlichkeit des Wirkens eines in idealer Weise spirituell ausgerichteten Menschen beschreibt, wurde von dem Geistforscher Heinz Grill bei Studientagen in der spirituellen Hochschule in Lundo, Trentino, Italien im April 2025 entwickelt und vom Autor aus seinen weiteren Ausführungen ergänzt. Es erläutert die Prozesse, die sich zwischen der reinen Geist-Gedanken- oder Brahmanwelt und der irdisch-sinnlichen Welt durch den spirituell orientierten Menschen abspielen. Der Grundgedanke ist, dass die vom Menschen im Erdenleben entwickelten und umgesetzten Werte in der nachtodlichen Welt weiterbestehen und von dieser auf die irdische Welt zurückwirken. (Bild: Autor) |
Das Gesetz oder die Natur der Spiritualität ist, dass Gedanken oder Ideeninhalte der geistigen Welt von Menschen erarbeitet und in der Erdenwelt umgesetzt werden, damit das Umgesetzte mit der Seele nach dem Tode als bereicherndes Potential in der geistigen Welt für die gesamte weitere Weltentwicklung zur Verfügung steht.
Der im irdischen Leben stehende Mensch geht dem Gedanken entgegen, individualisiert ihn in der Umsetzung oder Ausgestaltung. Der entwickelte Inhalt bleibt aber so frei, dass er als universelles Gut wieder in die Gesamtheit der Welt eingeht. In der Person selbst legt sich ein Zentrum mit einem "neuen Menschen" oder mit einem "erweiterten Menschsein" an, welches nach dem Tode mit in die Gesamtheit (Brahman: Ausdruck für die Geisteswelt in der indischen Philosophie) eingeht. Der "neue Mensch" wirkt aber schon im irdischen Dasein entwicklungsfördernd auf seine Umgebung, da der Gedanke und der entwickelte Inhalt durch seine Aktivität auch für seine Umgebung verfügbar werden. Mit anderen Worten: Aus der geistigen Sicht ist der Mensch nicht nur Geschöpf, sondern maßgeblich an der Weiterentwicklung der Welt beteiligt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass natürlich auch die in dieser Umsetzung von Menschen in der äußeren Welt hervorgebrachten Formen genauso wie diese vergänglich sind, aber im Geistigen etwas geschaffen wird, dass sich in die weitere und zukünftige Welt fortträgt. "Die Erscheinung der Materie ist der Ausdruck des Todes. ... Der Geist bleibt in der Weltenschöpfung, während die irdische Erscheinung, der Punkt (die sichtbare Materie), nur eine Offenbarung des bereits geschehenen Todes ist"12 .
Für die heutige Zeit kann man das so formulieren, dass man sagt, was der Mensch aus dem Geistigen an Ideen und Idealen in der Welt umsetzt, hat nicht nur eine Bedeutung für ihn oder für einen räumlich und zeitlich begrenzten Kreis, sondern für die Welt als Ganzes und auch für die Menschheit als Ganzes.
12) Heinz Grill, "Kosmos und Mensch" 2015, ISBN: 978-3-9815855-6-8, Seite 37.
4) Können Wissenschaft und Spiritualität zusammenarbeiten?
Zu der von der KI aufgestellten und beantworteten Frage "Können Wissenschaft und Spiritualität zusammenarbeiten?" ist zu sagen, dass die Antwort viel zu mager ausfällt. Ein gegenseitiges Respektieren sehe ich als Minimalforderung, ohne die ein Dialog oder eine Zusammenarbeit überhaupt nicht möglich wäre!
Bei dem "Hinterfragen von Aberglauben" wäre zu klären, nach welchen Kriterien etwas als Aberglauben erkannt wird. Hier kann es sich nicht um die gewöhnliche Messbarkeit und Quantifizierbarkeit handeln, denn viele Inhalte und Begriffe der Spiritualität oder der Geisteswissenschaft lassen sich nicht durch direkte naturwissenschaftliche Messungen belegen.
Umgekehrt wäre zu fragen, wie verschafft man sich ein Bewusstsein für die tiefere Bedeutung des Lebens? Genügt es da zum Beispiel, sich einfach an die tradierten Aussagen der verschiedenen Religionen zu halten und eine solche Bedeutung einfach glaubend vorauszusetzen? Was ist überhaupt die tiefere Bedeutung des Lebens, was kann man sich darunter vorstellen?
Hier kann ich noch ergänzen, dass tatsächlich manchmal Vorurteile zu überwinden sind:
So deutete schon Rudolf Steiner an, dass sich der Materialist nur aus dem Diskurs der allgemeinen Suche nach Wahrheit ausschließe, wenn er an seinem materialistischen Glauben festhält, ihn höherstellt als die Suche nach der Wahrheit und nicht bereit ist, wirklich "nach den Kräften zu suchen die allen Erscheinungen zugrunde liegen"1. Wie ein solcher Glaube in den Wissenschaften aussehen kann, habe ich schon in Punkt 2) angedeutet.
1) Rudolf Steiner, Vortrag "Zur Einweihung des Christian Rosenkreuz Zweiges", Hamburg, 17. Juni 1912, TB 750
Auf der anderen Seite halte ich die oft sehr leichtfertig gemachte Äußerung in vielen spirituellen Kreisen, dass die materielle Welt nur eine "Maya", also eine "Täuschung" sei, für irreführend und nicht unbedingt wirklichkeitsbezogen. Die sogenannte physische oder grobstofflich sinnliche Welt selber ist keine Täuschung, sondern sie ist eine Art Wirklichkeitsebene mit bestimmten Gesetzen. Die Täuschung oder Maya besteht vielmehr darin, wie der Mensch mit dieser Wirklichkeitsebene im Bewusstsein umgeht, beziehungsweise wie er sich an diese bindet. Im Spirituellen kann man eben davon ausgehen, dass es neben dieser physisch sinnlichen Wirklichkeitsebene noch andere Wirklichkeitsebenen gibt, die hierarchisch untereinander in einer bestimmten Beziehung stehen.
Eine Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Spiritualität, wenn man Spiritualität wirklich als Geisteswissenschaft auffasst, ist aber in einem viel umfassenderen Sinn möglich, wie das folgende Beispiel zu dem Thema der Atmung und der Nierenphysiologie des Menschen zeigt:
Zunächst kann aus der Sicht der Geisteswissenschaft gezeigt werden, dass dem physiologischen Atemprozess geistige Prozesse zugrunde liegen. Dabei kann man von dem folgenden Gedanken der Ganzheit ausgehen, der sich schon in der gewöhnlichen Physiologie zeigt, wenn man den assimilierenden Menschen und die Photosynthese hervorbringende Pflanzenwelt zusammennimmt. Die Pflanze setzt, vereinfacht gesprochen, mit Hilfe des Sonnenlichtes Kohlendioxid und Wasser in Kohlenhydrate und Sauerstoff um. Der Mensch atmet den Sauerstoff ein und nimmt Kohlenhydrate zu sich und setzt diese in Kohlendioxid und Wasser unter Energiegewinnung, wie man physiologisch sagt, um.
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Die "Ganzheit des Lebens" in einem einfachen Schema dargestellt. Befeuert von der Sonne, ergänzen sich die Menschen- Tier- und Pflanzenwelt zu einer Lebensgemeinschaft. Der schon im Stofflichen bestehende Kreisprozess lässt erahnen, dass die einzelnen Lebensglieder nicht für sich stehen, sondern durch eine größere verbindende Weisheit eine Einheit bilden. Der Träger dieser weisheitsvollen Gesamtheit ist aber das Licht der Sonne. (Bild: Autor) |
Aus der geisteswissenschaftlichen Sicht ist das, was mit der Sonne zusammenhängt, nicht nur einfach Licht im physikalischen Sinne, sondern es ist ein Lichtwesen als Träger von Weltengedanken, Gedanken, die universal mit dem Kosmos zusammenhängen. Der gebildete Sauerstoff trägt das Wesenhafte des Lichtes fort und der Mensch nimmt dieses in der Atmung auf und vollzieht mit diesem Lichtwesen einen inneren Lichtstoffwechsel, aus dem er mit der Ausatmung ein geistiges Produkt oder Wesen hervorbringt. Dieses Produkt zeigt sich im menschlichen Bewusstsein dann als Gefühl oder Empfindungen.
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Die Pflanzenwelt ist ausgebreitet über die gesamte Erde in allem Leben, welches sich in der grünen Farbe zeigt, der Farbe der Photosynthese, egal ob es die Alge im Meer ist, oder der mächtige Baum auf der Flur, oder die Wälder, oder Kakteen in der Wüste. Sie ist Teil des Atemsystems des Menschen. Die Tierwelt hat ein anderes Verhältnis zum Menschen. Auch sie ist Teil des Menschen, aber sie steht in einem anderen Verhältnis wie die Pflanzenwelt. (Bild aus dem Buch von Heinz Grill: "Kosmos und Mensch") |
Mit der Pflanzenwelt umfasst der Mensch als größeres Ganzes tatsächlich den gesamten Planeten und ergreift ihn für seine Inkarnation. So dass man wirklich sagen kann, dass die Natur ein Ausdruck eines größeres Ganzen des Menschen ist. Der Atemprozess ist ein Ausdruck des Inkarniertseins, des Ergreifenwollens der Erde. Er ist eine typische Erscheinung des irdischen Lebens, denn ein Leichnam atmet nicht. Somit ist die Farbe Grün der Pflanzen als physiologischer Ausdruck der Photosynthese ein metaphysischer Ausdruck für den Inkarnationswillen des Menschen2.
2) Siehe hierzu: Heinz Grill, Buch "Kosmos und Mensch", Auflage 2015, ISBN 978-3-9815855-6-8, S. 186 - 189.
Die der Atmung des Menschen zugrundeliegenden geistigen Prozesse kann man durch geometrische Konstruktionen (Zeichnungen: Autor) versinnbildlichen:
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Der Kreisbogen (links) mit seinen Radialstrahlen deutet eine übergeordnete Sphäre an, die auf ein Zentrum hin ausgerichtet ist.
Die Parabel (Mitte) lässt sich in der Folge aus den Radialstrahlen konstruieren. Sie folgt der Zentrierung in ihrer Form, ohne aber das Zentrum, den Mittelpunkt des Kreisbogens, zu erreichen.
Die Konchoide (rechts) kann man wiederum aus der Parabel entwickeln. In ihrer Form entfernt sie sich wiederum mehr vom Zentrum und tendiert zur übergeordneten Sphäre.
Fasst man die drei Bilder zu einem Bild zusammen, so erhält man ein Sinnbild des Geistigen im Ein- und Ausatmen:
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Der Kreisbogen stellt die übergeordnete Sphäre dar, die zu einem Zentrum ausgerichtet ist. Die Einatmung, symbolisiert durch die Parabel, gleitet nach unten, berührt aber nicht ganz den tiefsten Punkt des Erdenlebens. Das Produkt, das nun aus dieser Einatmung entsteht, wird mit der Konchoide dargestellt, die aus der Parabel gebildet ist. Dieses Produkt entfernt sich wieder im Zuge der Ausatmung von dem Zentrum. Der unterste Punkt, der nicht ganz von der Einatmung erreicht wird, ist wieder der Mittelpunkt des Kreises3. (Zeichnung: Autor) |
3) Siehe hierzu: Heinz Grill, Buch "Das Wesensgeheimnis der Seele" 2014, ISBN: 978-3-9815855-5-1, Seite 249.
Die Umsetzung des äußeren Lichtwesens (sinnbildlich der Kreisbogen) in ein geistiges Produkt des Menschen (sinnbildlich die Konchoide) wird als innerer Lichtstoffwechsel bezeichnet und findet in der räumlichen Tiefe der Nierenregion statt. Das geistige Produkt bildet in der hier beschriebenen Sichtweise das, was der Mensch als Empfindungen oder Gefühle erlebt. Dieser Prozess selbst darf aber nicht mit den physiologisch-stofflichen Vorgängen in der Nierenregion gleichgesetzt werden, vielmehr ist es so, dass der "Lichtprozess" aus geistiger Sicht die Grundlage für die physiologischen Stoffumsetzungen in der Niere bildet4.
4) Siehe hierzu auch: Heinz Grill, Buch "Das Wesensgeheimnis der Seele" 2014, ISBN: 978-3-9815855-5-1, S. 240 - S. 252.
Das erzeugte Produkt oder Wesen kann als Gefühl mehr zur Verdichtung und zur Bindung an das Materielle tendieren oder als Empfindung in freierer Weise zukunftseröffnend wirken, je nach Bewusstseinsausrichtung des Menschen. Was der Mensch als Empfindungen oder Gefühle ausatmend in die (geistig-seelische) Außenwelt abgibt, hängt also sehr stark von seiner Bewusstseinsausrichtung ab. Nicht umsonst sagt man: "hier liegt was in der Luft" oder "hier ist dicke Luft", wenn man zum Beispiel einen Raum mit versammelten Menschen betritt.
Die hier beschriebenen Gedanken wurden auf einem medizinischen Onlinesymposium mit Ärzten und anderen, im medizinischen Bereich tätigen Menschen zugrunde gelegt. Dr. med. Jens Edrich referierte dort zunächst über den physiologischen Prozess der Blutdruckregulierung durch die Nieren und stellte dies in folgendem Schema dar: (Bild: Dr. med. Jens Edrich / Autor)
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Die Empfindung im Nierenorgan einer zu niedrigen Spannung im Blut (zu niedrigem Blutdruck) führt in diesem zu Ausschüttung des Hormons Renin. Das Renin wird in der Leber zu AT1 (Angiotensin 1) umgebildet. Die Lunge setzt das AT1 unter der Einwirkung des Atemprozesses in AT2 (Angiotensin 2) um. Unter dem Einfluss des Nerven-Sinnesbereiches, genauer gesagt, durch die Lichteinwirkung im Auge und den Folgeimpulsen im Nervensystem/Gehirn stimuliert das AT2 die Hypophyse zur Freisetzung des Hormons ADH (Antidiuretisches Hormon). ADH bewirkt in den Nieren wiederum die Rücknahme von Wasser aus dem Blut. Die Folge ist eine Erhöhung der Spannung im Blut, also des messbaren Blutdrucks, aber auch insgesamt eine Änderung der Zusammensetzung des Blutes. |
Die Bezeichnung "Todeszone" für den Bereich des Nierenmarkes wurde deswegen gewählt, weil hier die Umwandlung von lebendigen Eiweiß in toten, mineralischen Harnstoff erfolgt.
Eine Art Schlüsselstelle bildet hier der Einfluss seitens des Nerven-Sinnesbereiches über die Wahrnehmung. Denn bezüglich der Ausführungen zur Nierenphysiologie war ein wesentlicher Aspekt, dass die Nieren in ihrer Funktion, den Blutdruck über Hormone zu regulieren, nicht nur den Druck des Blutes in den Nieren selbst sehr genau wahrnehmen, sondern über diese Hormone auch eine Wahrnehmung zum Umfeld, zum Außenraum geschaffen wird.
Das, was aus der Außenwelt an den Menschen in der Atmung und im Sinnesleben herankommt und wie der Bezug des Menschen zu diesem Außenraum ist, das wird wahrgenommen und in den Nierenkanälchen erfolgt dann die genaue Abstimmung von dem Gehalt an Wasser, Mineralien und Eiweißen, entsprechend dem, was gebraucht und nötig ist. Ein neu abgestimmtes Verhältnis der „Spannung des Blutes“ und erweitert auch der Spannung der Bewusstseinsbezüge entsteht.
Der Bezug des Menschen zur Außenwelt wird aber wieder entscheidend durch seine Empfindungen (siehe oben), die geistig-seelischer Natur sind, hergestellt. Außerdem ist dieser Bezug auch abhängig von den Empfindungen und Gefühlen, die andere Menschen in die Außenwelt abgegeben haben. Denn was ein Mensch über seine Sinnesorgane wahrnimmt (siehe im Schema oben "Auge/Licht") und wie er es wahrnimmt, hängt sehr stark von seinen Empfindungen oder Gefühlen ab. Ebenso werden die eigenen Empfindungen und Gefühle wiederum durch die seelischen Produkte anderer Menschen beeinflusst (siehe im Schema oben "Luft").
Es ist daher sehr gut erkennbar, wie physiologische Vorgänge von dem Bewusstsein des Menschen und seiner Wechselbeziehung zur Umgebung abhängen, auf diese seelischen Größen auch wiederum zurückwirken und es auch entscheidend ist, wie das Bewusstsein selbst von seinen Inhalten her ausgerichtet ist. Denn das Bewusstsein bestimmt in weitem Umfang die Qualität der hervorgebrachten Empfindungen. So kann man an diesem Beispiel erkennen, wie physiologische und seelische Prozesse zusammenwirken und es ergeben sich entsprechend Möglichkeiten für die Umsetzung in einer Therapie, die auch Seelisches und Bewusstseinsvorgänge berücksichtigt.
Es eröffnet sich hier also ein weites Feld, um seelisch-geistige Gesetzmäßigkeiten und die therapeutische Arbeit im Berufsfeld der Medizin fruchtbar zusammenzubringen und eine Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Spiritualität kann in einer viel umfassenderen Weise erfolgen, als es bisher der Fall ist.